Berlin Marathon 2019

Heute lassen wir Inga zu Wort kommen. Sie berichtet von ihrem ersten Marathon in Berlin 2019. Damals als es noch riesige Laufveranstaltungen gab und sich Läufer vor, während und nach dem Lauf in die Arme gefallen sind…

“Endure the pain! And when the wall hits you – break through it”

Das sollte mein Mantra werden für den Berlin Marathon. Monatelang hatte ich mich vorbereitet – geflucht, geschwitzt, zahllose Longruns in der Sommerhitze abgespult, Ups and Downs gehabt…und habe ich “geflucht” erwähnt? Aber eines stand immer fest: Ich hab mich für den Mist angemeldet (mal wieder ohne viel nachzudenken) und nun ziehe ich das auch durch.

Einen sehr ausgefeilten Plan hatte ich auch: am Anfang nicht überpacen und dann irgendwie ins Ziel kommen. Notfalls Stop and Go ab km 30 (da ich in der Vorbereitung 30km gelaufen war wusste ich: bis dahin schaffe ich es irgendwie).

Der Tag selbst ging recht früh los: wir hatten einen Treffpunkt mit der Laufgruppe ausgemacht, damit sich vorher alle nochmal sehen, das obligatorische Foto machen und sich viel Erfolg wünschen können. Auch viele andere Laufbuddies (auch liebevoll “Roadbitches” genannt) waren da, es wurde gescherzt, geknuddelt, Fotos gemacht – mir hing mittlerweile der Magen in den Kniekehlen. Mehr als einmal habe ich mir geschworen, dass ich ab jetzt jede, wirklich JEDE Entscheidung gut durchdenke und überschlafe (Spoiler: mache ich immer noch nicht). Dann bekamen wir noch alle ein Event-Shirt von der Laufgruppe – “Follow the blue line” stand darauf. Ok, gut! Das schaffe ich!

Und dann ging es los – in den Start- und Zielbereich, zu dem nur die Läufer Zutritt haben. Recht spontan beschlossen Franzi und ich in dem Moment, dass wir versuchen wollten, den Marathon zusammen zu finishen. Für Franzi war es nicht die erste Teilnahme, und ihre Ruhe beruhigte mich etwas. Irgendwann standen wir dann im Startblock – wie alle Rookies in Block H….ganz hinten. Und das heißt warten. Gefühlt hundert Mal die Countdownmelodie (“Sirius” von Alan Parsons Project) hören und versuchen nicht durchzudrehen. Und dann war es endlich soweit – wir liefen über die Startlinie, die Uhr wurde gestartet und los ging es.

Die ersten km liefen ganz gut, wir waren nicht zu schnell, die Stimmung war super, am Straßenrand aber auch bei den Läufern um uns herum. Ein paar Meter vor uns einer dieser Verrückten, die den Marathon in einem Maskottchen-Kostüm laufen (hier ein Koch mit einer überdimensionierten Mütze). Die Realität holte uns kurz vor km9 in Form von Regen ein – Ok, der war angekündigt, und irgendwie hatten wir auch damit gerechnet…aber wenn er dann da ist, ist es erstmal: Wäh!! Er sollte unser treuester Begleiter bleiben….irgendwann kurz nach der Halbmarathon Marke bin ich in eine riesen Pfütze gelaufen und hab im ersten Moment gedacht: Shit, jetzt musst du noch 21km mit nassen Füßen laufen. Beim Weiterlaufen merkte ich dann, dass ich nichts merkte…die Füße waren schon komplett nass. Wenn ich mir jetzt die Fotos anschaue, sehe ich, dass das schöne Shirt zu dem Zeitpunkt bereits an der Haut klebte, und das war sicherlich nicht der Schweiß.

Wir überholten dann auch den “Koch”, den wir schon zu Beginn gesehen hatten. Sein Kostüm hatte sich komplett voll Wasser gesaugt und er schmiss gerade den klatschnassen Schaumstoff-Kopf an den Straßenrand.

Trotz allem: es lief gut!! Die Berliner sind toll – so viele Leute am Straßenrand. Die Stimmung, die Bands…immer wieder konnten wir bekannte Gesichter ausmachen.

Und der Mann mit dem Hammer?! Ob ihr es glaubt oder nicht – der kam nicht! Nachdem wir den Wilden Eber passiert hatten, war zumindest für mich klar: das Rennen bringe ich jetzt nach Hause! Ab hier gehe ich notfalls. Ab da waren die letzten km für mich eine große Party – die arme Franzi mußte sich ununterbrochen mein Gequassel anhören.

Kurz vor der Mall of Berlin (etwa km39) dann eines meiner Highlights: unsere Homebase! Die Cheering Zone der Laufgruppe Wechselzone. So viele standen noch da…wir wurden angefeuert…es gab Konfetti-Regen…und viel positive Energie für die letzten km! Nur noch ein paar Straßen, um die letzte Kurve und dann endlich: das Brandenburger Tor. Spätestens hier ist alles vergessen. Jeder darf sich hier einmal wie ein super Sportler fühlen und die letzten Meter unter lauten Jubel genießen. Hand in Hand Zieleinlauf über den “blauen Teppich”, um den Hals fallen, Medaille, das verdiente Erdinger….alles wie in Trance.

Klatsch nass? Das verwässert die Stimmung kein bisschen.

Erst als ich mich im Zelt umziehe schießt der Schmerz ein…die Muskeln brüllen mich an. Ihre Meinung ist einhellig: das machst du nicht nochmal. Ich will nur noch nach Hause und mich hinlegen, aber dann kommen die Nachrichten der Laufgruppe: man trifft sich noch zum Pasta essen. Ok…ich bin sicher, dass Sofa kann noch etwas warten 🙂

You may also like...